Rallye Polen – Thierry Neuville fehlerfrei zum Sieg
Hyundai und Thierry Neuville waren die großen Gewinner der Rallye Polen am vergangenen Wochenende. Der Belgier sicherte sich auf den zunächst schlammigen und dann äußerst schnellen Wertungsprüfungen seinen dritten Saisonsieg und rückt damit bis auf 11 WM-Punkte an Sébastien Ogier heran. Der Franzose wiederum rette sich am Ende noch auf Rang 3, nachdem er früh seine Chancen auf einen Sieg begraben musste.
Neuville hielt sich lediglich auf der abschließenden Powerstage mit Rang 5 etwas zurück – zu diesem Zeitpunkt war ihm sein Triumph schon nicht mehr zu nehmen. Vier Prüfungen vor Ende war es Ott Tänak, der der Nr. 1 bei Hyundai die Führung abjagen konnte, doch statt eines Duells bis auf die letzten Meter folgte die Entscheidung um den Polen-Sieg bereits auf der nächsten WP.
Der Este schlug in einer schnellen Rechts-Links mit seinem M-Sport Fiesta in eine Böschung ein, drehte sich und erwischte danach einen Baum. Das Aus und eine Nullnummer waren die Folge. Bitter für Tänak, der damit nicht nur in der WM Boden verliert, sondern auch für M-Sport, die haben nun bei den Herstellern wieder Hyundai im Nacken. Bis zu diesem Zeitpunkt machte die eigentliche Nummer 2 bei M-Sport dort weiter, wo er in Sardinien aufgehört hatte – ganz vorne. Unterwegs kam ihm sogar einmal ein Heckflügel abhanden, aber auch das konnte ihn nicht stoppen. Der Ausfall erinnerte stark an das Vorjahr, als er ebenfalls kurz vor dem Sieg stand. Doch der Tänak des Jahrgangs 2017 ist deutlich weiter, der Este wird sicher bald wieder vorne bei der Musik sein.

Thierry Neuville ist unterdessen in WM-Form. Die Kombination des Hyundai i20 WRC coupe mit dem Belgier ist derzeit die beste im Feld. Nicht immer die schnellste, doch auch dann konnte der Belgier die Punkte ins Ziel bringen. Die Fehler der Rallye Monte Carlo und Schweden sind längst abgehakt, Neuville nimmt Kurs auf die WM-Spitze. Die hat noch Seb Ogier inne, doch langsam muss der amtierende Weltmeister wieder etwas Zählbares liefern. In Polen konnte er als Dritter immer noch wichtige WM-Punkte sammeln, blieb aber im Verlauf der Rallye chancenlos.
Regen machte die ersten Prüfungen mehr als nur schlammig und Ogiers Fiesta war mehr als Schlamm-Pflug als alles andere unterwegs. Am Ende des ersten Tages lag der Fiesta mit der #1 bereits um mehr als 30 Sekunden zurück – Ogier spielte keine Rolle mehr im Gesamtklassement. Deutlich über zwei Minuten lag er am Ende gegenüber Neuville zurück. Aber auch wenn es nicht rund läuft, es sind genau diese Punkte, die man am Ende des Jahres braucht. Das Duell um die Krone in der Rallye-Weltmeisterschaft geht also munter weiter.

Hyundai – Satte Punkte und Podiums-Rückkehr
Für Hyundai gab es neben dem Neuville-Triumph auch gleich einen Doppelsieg zu feiern. Hayden Paddon kehrte nach langer Abstinenz auf das Podest zurück. Zwar schaffte es der Kiwi noch nicht wieder ganz nach vorne, doch mit einigen WP-Siegen sicherte er sich souverän den 2. Gesamtrang. Erleichterung beim schnellen Neuseeländer, der für wertvolle Punkte sorgte. Hyundai liegt damit nur noch 18 Zähler hinter M-Sport zurück und wittert Morgenluft.
Abgerundet wurde der gelungene Hyundai-Auftritt bei der Rallye Polen durch Dani Sordo, dem als 4. am Ende 27 Sekunden auf Ogier fehlten – Thierry Neuville hätte den spanischen Teamkollegen sicher lieber vor dem Franzosen gesehen.

Toyota – Drei Finnen im Pech
Auf Sardinien sahnten die Yaris WRC noch ordentlich ab, in Polen gab es aber lediglich einen WM-Zähler zu verbuchen. Juho Hänninen wurde als 10. gewertet, klagte aber zwischenzeitlich über fehlenden Ladedruck. Noch schlimmer erging es Jari-Matti Latvala, der bis zum späten Samstag noch Siegchancen hatte und mit Neuville und Tänak um die Führung ringen konnte. Dann brach allerdings das Kupplungspedal an seinem Yaris und das Gaspedal blockierte. Latvala war raus aus der Entscheidung, nach Reparatur kontte er immerhin als Sieger der Powerstage noch WM-Zähler mitnehmen.
Esapekka Lappi war ebenfalls als Hoffnungsträger angetreten nach seinem fulminanten WRC-Debüt auf Sardinien, doch nach einem Unfall am Samstagmorgen war die Rallye für den jüngsten Finnen im Toyota-Bunde schon früh beendet.

Citroën – rien ne va plus…
Auch bei Citroen gab es weiter lange Gesichter. Stéphane Lefebvre kam zwar als Fünfter und bester C3-Pilot ins Ziel, das war es dann aber auch an positiven Nachrichten. Craig Breen verlor eine Antriebswelle und kam nicht mehr auf Speed, so dass er sich am Ende mit Rang 11 begnügen musste.
Und auch Andreas Mikkelsen konnte keine Wunder vollbringen. Bei den regnerischen Bedingungen fehlte ihm zudem auch einfach die Erfahrung mit dem C3 WRC. So leistete sich der Norweger einige Fahrfehler, kam aber immerhin als 9. ins Ziel. Dass es nicht an der Schnelligkeit des ehemaligen VW-Piloten liegt, zeigte dieser mit Rang 3 in der Powerstage.

Und sonst noch…
Teemu Suninen erreichte bei seinem ersten WRC-Auftritt im Ford Fiesta einen starken 6. Rang und konnte zudem gleich mal eine WP für sich entscheiden. Allerdings war Rang 5 möglich, hätte sich der 23-Jährige nicht auf der letzten Prüfung einen Highspeed-Dreher geleistet. Mads Östberg lief als Gesamt-7. einen Platz vor Elfyn Evans ein.
Überraschend war derweil der Ausgang in der WRC2. Der Tabellenführer der Asien-Pazifik-Meisterschaft, Ole Christian Veiby, konnte die Rallye Polen vor dem Favoriten Pontus Tidemand für sich entscheiden. Nächster Halt der WRC Rallyeweltmeisterschaft ist jetzt Ende Juli die Rallye Finnland, bevor im August dann der deutsche Auftritt im Kalender ansteht. In diesem Sinne, Keep Rallying!
Ergebnis Rallye Polen 2017
1. Thierry Neuville / Nicolas Gilsoul (Hyundai 120 Coupe WRC) 2:40:46.1
2. Hayden Paddon / Sebastian Marshall (Hyundai 120 Coupe WRC) +1:23.9
3. Sébastien Ogier / Julien Ingrassia (Ford Fiesta WRC) +2:20.8
4. Dani Sordo / Marc Marti (Hyundai 120 Coupe WRC) +2:47.4
5. Stephane Lefebvre / Gabin Moreau (Citroen C3 WRC) +3:11.8
6. Teemu Suninen / Mikko Markkula (Ford Fiesta WRC) +3:16.8
7. Mads Østberg / Ola Fløene (Ford Fiesta WRC) +3:39.6
8. Elfyn Evans / Daniel Barritt (Ford Fiesta WRC) +4:39.1
9. Andreas Mikkelsen / Anders Jaeger (Citroen C3 WRC) +4:43.5
10. Juho Hänninen / Kaj Lindstrom (Toyota Yaris WRC) +4:53.7
WM-Stand WRC Rallye-Weltmeisterschaft
1. Sebastien Ogier 160 Pkt.
2. Thierry Neuville 149
3. Jari-Matti Latvala 112
4. Ott Tanak 108
5. Dani Sordo 82
6. Elfyn Evans 57
7. Hayden Paddon 51
8 .Craig Breen 43
9 .Juho Hänninen 30
10. Kris Meeke 27